Krieg im Baltikum – Das droht deinem Portfolio

Immer wieder taucht in euren Kommentaren eine Frage auf, die viele P2P-Investoren beschäftigt: Wie sicher sind eigentlich unsere Investments im Baltikum wirklich? Besonders seit dem Ukraine-Krieg ist die Sorge groß, dass Russland als nächstes auch die baltischen Staaten ins Visier nehmen könnte. Tatsächlich erreichten mich zuletzt auch zahlreiche persönliche Anfragen, in denen Anleger wissen wollten, wie risikoreich ein starkes Engagement in Estland, Lettland oder Litauen tatsächlich ist.

Eure Befürchtungen sind nachvollziehbar, denn viele P2P-Plattformen haben ihren Sitz genau in diesen Ländern – doch Firmensitz allein sagt nicht alles aus! Entscheidend ist, wie stark die Plattformen tatsächlich in der Region verwurzelt sind. Vergeben sie Kredite hauptsächlich im Baltikum oder vielleicht doch weltweit? Ist ein Bürostandort in Litauen wirklich ein Risiko, wenn die eigentliche Geschäftstätigkeit in Spanien, Kroatien oder Asien stattfindet? Und was ist mit den Servern?

Um euch endlich fundierte Antworten zu liefern, habe ich das Szenario „Russland greift das Baltikum an“ einmal konkret durchgespielt und meine wichtigsten Plattformen darauf untersucht. Ziel: Herauszufinden, wie viel meines Kapitals im Ernstfall wirklich gefährdet wäre. Spoiler vorab: Die Ergebnisse könnten einige von euch überraschen!

Seid gespannt – und macht euch bereit für eine ausführliche Analyse inklusive übersichtlicher Risikotabelle. Los geht’s!

ᐅ Disclaimer
Bitte beachte meinen Haftungsausschluss. Ich betreibe keinerlei Anlageberatung und spreche keine Empfehlungen aus. Auf nahezu allen P2P Plattformen, über die ich berichte, bin ich selbst investiert. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Entwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Entwicklungen! Alle Links zu den Investment-Plattformen sind in der Regel Affiliate/Werbe-Links (normalerweise mit * gekennzeichnet), bei denen du in der Regel Vorteile hast und ich eine kleine Provision verdiene.

Das Szenario nüchtern betrachtet

Wie könnte ein russischer Angriff auf das Baltikum aussehen? Natürlich ist diese Frage nicht einfach zu beantworten, aber wir orientieren uns bewusst am aktuellen Beispiel des Ukraine-Kriegs. Im Ernstfall könnte das Kriegsrecht verhängt werden, Banken und Zahlungsdienstleister würden vermutlich zeitweise ihren Betrieb grenzübergreifend einstellen, und Geldflüsse könnten stark beeinträchtigt werden. Alleine sich über sowas Gedanken zu machen, empfand ich schon fast als gruselig.

Ob ich persönlich dieses Szenario für wahrscheinlich halte oder nicht, spielt für diese Risikoanalyse keine Rolle. Themen wie der NATO-Bündnisfall oder gar das Risiko eines Atomkriegs sind bewusst außen vor gelassen, da hier realistische Einschätzungen praktisch unmöglich sind, da nie dagewesen. Stattdessen betrachte ich das Ganze möglichst nüchtern, pragmatisch und faktenorientiert. Sofern das überhaupt möglich ist.

Unabhängig von persönlichen Meinungen oder Spekulationen sollte sich jeder Anleger mit allen potenziellen Risiken befassen – besonders, wenn man regelmäßig danach gefragt wird und Horrorszenarien ständig in den Medien kursieren oder darüber spekuliert wird, was ein russischer Sieg in der Ukraine für uns bedeutet.

baltikum p2p risiko

Eine Grafik zur geografischen Darstellung bereitgestellt von www.table.media.

Meine Bewertungskriterien

Um das Risiko so realistisch und nachvollziehbar wie möglich einzuschätzen, habe ich folgende Kriterien bei unserer Recherche berücksichtigt:

  • Unternehmenssitz: Wo befindet sich der juristische Sitz der Plattform, und wäre dieser direkt von einer Eskalation im Baltikum betroffen?
  • Team-Standorte: Wo arbeitet das operative Team tatsächlich, und welche Auswirkungen hätte eine Störung auf den laufenden Betrieb?
  • Geografische Kreditverteilung: Sind die vergebenen Kredite größtenteils im Baltikum angesiedelt oder international verteilt?
  • Finanzdienstleister: Nutzen die Plattformen Banken oder Zahlungsdienstleister im Baltikum, die im Ernstfall blockiert werden könnten?
  • Blockade-Risiko: Subjektive Einschätzung meinerseits, wie hoch ich die Unterbrechung der Zahlungen durch Kriegsrecht ansehe.
  • Gefährdeter Portfolioanteil: Subjektive Einschätzung meinerseits auf Basis öffentlicher Statistiken, wie viel des Portfolios im Kriegsfall beeinträchtigt sein könnte.

Diese Faktoren geben uns einen klareren Blick darauf, wie stark einzelne Plattformen tatsächlich gefährdet wären. Die Ergebnisse habe ich für dich übersichtlich in einer Risikotabelle aufbereitet. Zudem setze ich voraus, dass jede Plattform mittlerweile mit Cloud-Strukturen arbeitet und daher die physische IT kein Thema mehr ist. Bei vielen weiß ich, dass es auch tatsächlich so ist oder es wurde mir auf Anfrage bestätigt, daher wird dieser Aspekt nicht berücksichtigt.

Bitte beachte, dass viele Einschätzungen mangels Datenlage nur subjektiv sein können und diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Hier wird viel spekuliert, anders ist es aber auch nicht möglich.

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Die Risikotabelle

Plattform Unternehmenssitz Kern-Standort Geografische Kreditverteilung Baltische Bankverbindungen Blockade-Risiko (Kriegsrecht) Gefährdeter Portfolioanteil (%)
Ventus Energy Estland Lettland Ausschließlich Baltikum Ja, Paysera (Litauen) Hoch 100 %
Nectaro Lettland Lettland International Teilweilse, Swedbank (Schwedisches Unternehmen, lettische IBAN) Moderat 0 %
Robocash Kroatien International (Russland, Asien) International Nein (Niederlande) Gering 0 %
Income Marketplace Estland Estland International (Baltikum enthalten) Ja (Litauen) Moderat 25 %
PeerBerry Kroatien Litauen International (Baltikum enthalten) Ja (Litauen) Moderat 50 %
Viainvest Lettland Lettland Europa (Baltikum enthalten) Ja (Lettland) Hoch 50 %
HeavyFinance Litauen Litauen Europa (Baltikum enthalten) Teilweise (Lemonway, französische IBAN und Paysera, litauische IBAN). Hoch 75 %
Twino Lettland Lettland Europa, fast ausschließlich Polen. Ja (Lettland) Hoch 0–10 %
Esketit Irland Lettland International Ja (Litauen) Moderat 40 %
Fintown Tschechien Tschechien Überwiegend Tschechien Nein (Tschechien) Gering 0 %
Crowdpear Litauen Litauen Ausschließlich Litauen Ja (Litauen) Hoch 100 %
Mintos Lettland Lettland Global diversifiziert Ja (Estland) Hoch 10 – 20 %
Debitum Lettland Lettland Primär Baltikum Ja (Lettland) Hoch 90 %
Capitalia Lettland Lettland Ausschließlich Baltikum Nein (Lemonway, französische IBAN) Moderat 100 %
LANDE Lettland Lettland Überwiegend Baltikum Nein (Lemonway, französische IBAN) Hoch 80 %
Indemo Lettland Lettland Ausschließlich Spanien Ja (Estland) Moderat 0 %
InRento Litauen Litauen Europa, überwiegend Litauen Ja (Litauen) Hoch 50 %
Bondora Go & Grow Estland Estland EU, überwiegend Finnland Ja (Estland) Moderat 30 %
Devon Estland Lettland Ausschließlich Lettland Ja (Litauen) Hoch 50 %
EstateGuru Estland Estland EU, viel Baltikum Nein (Lemonway, französische IBAN) Moderat 50 %
Monefit SmartSaver Estland Estland Europa (Baltikum enthalten) Nein (Wise, belgische IBAN) Moderat 50 %
AxiaFunder UK UK Ausschließlich UK Nein Gering 0 %

Plattformen mit hohem Risiko

Ventus Energy: Als junges baltisches Startup ohne EU-weite Lizenz wäre Ventus im Kriegsfall existenziell bedroht. Es sind logischerweise keine bekannten Ausweich- oder Backup-Standorte außerhalb des Baltikums vorhanden – ein physischer Umzug des Teams wäre nötig, würde aber operativ wenig bringen. Mangels regulatorischer und operativer Fluchtmöglichkeit müsste Ventus den Betrieb im Kriegsfall vermutlich einstellen. De facto wären 100% des Portfolios betroffen. Jedoch gibt es einen Pluspunkt, den alle anderen Plattformen nicht haben: Energie gilt als kritische Infrastruktur und wird daher im Fall der Fälle staatlich gefördert. Dies könnte dazu führen, dass Ventus im Kriegsfall hier deutliche Vorteile gegenüber anderen Hochrisiko-Plattformen hätte.

Viainvest: Via SMS Group als Mutter von Viainvest operiert in mehreren EU-Ländern. Zwar ist die Plattform in Lettland lizenziert, doch könnte man vielleicht im Notfall auf Büros in Polen, Tschechien oder Rumänien ausweichen, wo Via SMS ebenfalls tätig ist. Eine Herausforderung wären die lettischen Bankkonten. Ein möglicher Ausweg wäre die schnelle Integration eines Zahlungsanbieters außerhalb des Baltikums, um Investorengelder weiterzuleiten. Nichtsdestotrotz habe ich 50% des Portfolios als gefährdet angesetzt, da ihr größter Kreditgeber in Lettland ist. Aufgrund intransparenter und mangelhafter Statistiken konnte ich den Anteil nicht exakt bestimmen. Es könnte mehr oder weniger sein.

InSoil Finance: InSoil Finance hat Investoren aus Westeuropa (VC-Geld) und betreibt Kreditgeschäft in Polen und Portugal. Die Abhängigkeit vom litauischen Team ist hoch und auch vorm dortigen Kreditgeschäft. Auch hier konnte ich nicht klar beziffern, wie viel Geld in Litauen (ihrem Kernmarkt) steckt, habe es aber mal auf 75% beziffert.

Crowdpear: Als litauische Immobilienplattform mit Sitz in Vilnius wäre Crowdpear extrem gefährdet. Die litauische Hauptstadt ist keine 40km von der weißrussischen Grenze entfernt. Wie bei PeerBerry aber auch, könnte man hier sicherlich auf die Strukturen der Aventus Group zurückgreifen. Dennoch: Alle Projekte sind in Litauen und wären direkt von einem Krieg betroffen.

Debitum: Das neue Management von Debitum verfolgt gezielt die Finanzierung baltischer Unternehmen​. Gleichzeitig dürfte es Pläne geben, die Plattform grenzüberschreitend aufzustellen. Denkbar ist, dass Debitum bei baltischer Instabilität Kredite in anderen EU-Ländern priorisiert und das Angebot anpasst. Allerdings bleibt Debitum verwundbar und aktuell liegt fast das gesamte Portfolio im Baltikum.

Capitalia: Capitalia ist stark in der gesamten Region verankert. Capitalia hält eine ECSP-Lizenz, die EU-weit gilt. Wenn die Baltikums-Infrastruktur ausfällt, könnte Capitalia seine Erfahrung nutzen, um möglicherweise außerhalb der Region an Kapital zu kommen. Trotzdem: Da alle Kernmärkte betroffen wären, steht ein großes Fragezeichen hinter der Bedienung bestehender Kredite im Krieg. Faktisch ein Totalausfall.

LANDE: Lande hat bereits vor dem Krieg in der Ukraine Expansion betrieben (Rumänien)​. Sollten Lettland und Litauen ausfallen, könnten neue Kredite ausschließlich in den anderen Ländern vergeben werden. Für bereits finanzierte baltische Agrarkredite sieht es dagegen kritisch aus.

Devon: Die neue Plattform Devon hat nicht nur ihren Sitz in Lettland, auch das gesamte Geschäft findet dort statt. Die Produktion, die Gebäude und auch alles andere wäre also in höchstem Maße betroffen.

Plattformen mit moderatem Risiko

Nectaro: Die Plattform ist zwar in Lettland ansässig und reguliert, investiert aber ausschließlich in Kredite außerhalb des Baltikums. Ein operatives Risiko bleibt, denn das lettische Büro könnte bei einem Konflikt betroffen sein. Allerdings gehört Nectaro zur internationalen DYNINNO-Gruppe, was die technische Resilienz erhöht. Möglicherweise könnte der Geschäftsbetrieb zeitweise von anderen Länderbüros der Gruppe übernommen werden. Investoren könnten im Kriegsfall mit einem blauen Auge davonkommen.

Income Marketplace: Als estnische Plattform wäre Income direkt vom Krieg betroffen. Allerdings könnte Income dank cloudbasierter Infrastruktur mit ein paar Handgriffen den Betrieb aufrechuerhalten und das Portfolio außerhalb des Baltikums weiter pflegen. Dennoch sitzt das Kernteam in Tallinn. Das Portfolio ist jedoch international gut verteilt.

PeerBerry: PeerBerry hat bereits 2022 durch den Ukraine-Krieg Erfahrung mit Krisenmanagement gesammelt. Die rechtliche Verlegung des Firmensitzes nach Kroatien schaffte einen regulatorischen Fluchtpunkt, falls das Baltikum ausfällt​. Zudem kann das Aventus-Konzernnetzwerk (mit Niederlassungen in verschiedenen Ländern) einspringen, um IT und Kundenservice außerhalb Litauens fortzuführen. Die relative geografische Diversifikation des Kreditportfolios reduziert das reine Ausfallrisiko. Das Kernteam sitzt jedoch (wie Crowdpear) in Vilnius, 40km von der weißrussischen Grenze entfernt.

Twino: Für den Kriegsfall könnte Twino versuchen, seine Plattform von einem Ausweichsitz zu steuern – denkbar wäre z. B. das polnische Partnernetzwerk oder eine gänzlich neue juristische Einheit in der EU. Das Portfolio von TWINO wäre bis auf die Immobilien in Lettland aktuell so gut wie gar nicht betroffen.

Esketit: Esketit ist hier vergleichsweise gut gerüstet. Durch den irischen Firmensitz würde ein Konflikt die regulatorische Zulassung nicht zerstören. Das Rigaer Büro ließe sich schließen und von einem der anderen internationalen AvaFin-Standorte (mit Präsenz in mehreren Ländern) aus ersetzen. Auch der litauische Zahlungsdienstleister ließe sich vermutlich schnell tauschen. Da aus der Statistik nicht erkennbar ist, wie viel Geld im Baltikum liegt, habe ich mein eigenes Portfolio zur Hand genommen. Hier wären 40% gefährdet.

Mintos: Mintos hat als Marktführer über Jahre in Technik und Compliance investiert – z. B. Cloud-Hosting und redundante Systeme. Sollte Riga evakuiert werden, könnte Mintos theoretisch seine rund 500.000 Anleger über ein Notfall-Standort weiter bedienen. Allerdings hängen wichtige Prozesse (Lizenz, Bankkonten, Aufsicht) an Lettland. Die schiere Größe (über 600 Mio. € Portfolio​) und Diversifikation bieten jedoch einen guten Puffer für jeden Investor.

InRento: InRento hat frühzeitig expandiert (Polen, Irland)​ und sogar ein Büro in Warschau eröffnet​. Sollte Litauen ausfallen, könnte InRento die polnische Präsenz nutzen, um Projekte dort fortzuführen. Die ECSP-Lizenz erlaubt EU-weite Operation – theoretisch könnte die Firma mit Zustimmung der polnischen Aufsicht ihren Sitz dorthin verlegen, falls nötig. Technisch arbeitet InRento wie viele Fintechs cloud-basiert, und Zahlungen laufen z. B. über Paysera (ebenfalls litauisch, aber auch in anderen Ländern aktiv). Insgesamt hat InRento also gewisse Puffer durch seine Auslandsmärkte und -partner. Dennoch werden die litauischen Immobilien von einem Krieg direkt betroffen sein. Da zur Verteilung keine Daten vorliegen, habe ich sie bei 75% angesetzt.

Bondora: Eine der ältesten P2P-Anbieter Europas mit entsprechend erprobte Systeme und Backups. Das Unternehmen betreibt neben dem estnischen HQ Niederlassungen in Finnland, den Niederlanden und anderen EU-Staaten. Im Ernstfall könnte Bondora den Geschäftsbetrieb z. B. von Finnland aus koordinieren (dort befindet sich ein Großteil der Kredite). Ein wichtiger Faktor: Bondora müsste sicherlich bei drohender estnischer Handlungsunfähigkeit eventuell Auszahlungen limitieren (ähnlich wie 2020 bei COVID geschehen) und das Geld der Go-&-Grow-Nutzer einfrieren, bis Klarheit herrscht. Jedoch dürfte Bondora alle Hebel in Bewegung setzen, um via EU-Partnerbanken den Zugang zu erhalten. Ein Interview mit CEO Pärtel Tomberg im P2P Cafe gibt weitere Aufschlüsse darüber.

Estateguru: Die aktuelle Hauptschwierigkeit von EstateGuru sind ohnehin die vielen notleidenden Kredite. Im Kriegsfall im Baltikum käme eine weitere Komplexität hinzu: Die Rückgewinnung von Immobilienwerten in Estland, Lettland und Litauen würde massiv behindert. Positiv zu vermerken ist, dass Estateguru international vertreten und EU-weit zugelassen ist. Ein möglicher Rettungsanker wäre, dass Estateguru mit Unterstützung seiner internationalen Gesellschafter (darunter einige Investmentfonds) einen legalen Umzug vornimmt z. B. nach Finnland wo auch Projekte laufen.

Monefit SmartSaver: Dieses Produkt hängt vollständig am Schicksal von Creditstar. Creditstar wiederum hat eine europäische Struktur: Darlehensforderungen aus Finnland, Spanien etc. könnten auch dann bedient werden, wenn Estland ausfällt, denn lokale Tochterfirmen treiben die Kredite ein. Ein denkbares Szenario: Creditstar könnte – falls absehbar – präventiv Teile des Teams nach England oder Polen verlagern, wo man ebenfalls aktiv ist. Da SmartSaver nicht reguliert ist, gäbe es keine aufsichtsrechtlichen Hürden, das Produkt spontan weiterzuführen, sofern die Technik woanders läuft. Die größte Gefahr ist hier ein temporärer Liquiditätsverlust wie bei Bondora – Anleger könnten ihr Geld nicht abziehen, bis die Lage stabil ist, obwohl die Kredite im Hintergrund weiter Zinsen abwerfen. Aber mit Pending Payments kennt sich Creditstar ja aus 🙂

Plattformen mit geringem Risiko

Robocash: Robocashs Konzern (UnaFinancial) sitzt außerhalb Europas und hat seinen offiziellen Firmensitz in Singapur, die Plattform in Kroatien​. Weder Team noch Kredite sind im Baltikum angesiedelt, der Großteil sitzt in Russland. Selbst bei Instabilität im Baltikum würde Robocash also wahrscheinlich weiter funktionieren, denn die Investorengelder fließen über Kroatien. Dieses Modell zeigt hohe technologische und strukturelle Resilienz gegenüber regionalen Konflikten. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass das im Grunde russischste Unternehmen bei einem russischen Angriff auf ein EU-Land am wenigsten betroffen wäre.

Fintown: Die Abhängigkeit vom Baltikum ist bei null. Ein russischer Angriff auf das Baltikum hätte höchstens indirekte Effekte (z. B. auf die Stimmung der EU-Investoren oder Wirtschaftslage), aber Fintown könnte den Geschäftsbetrieb normal fortführen.

Indemo: Interessanterweise investiert Indemo hauptsächlich in spanische Kredite und fungiert nur als Vehikel aus Lettland. Falls Lettland ins Chaos stürzt, könnte Indemo relativ rasch seinen Geschäftssitz verlagern – z. B. direkt nach Spanien oder in ein anderes EU-Land – um weiterzumachen. Die zugrunde liegenden spanischen Immobilien fordern ohnehin lokale Servicer, die unabhängig von Lettland arbeiten.

AxiaFunder: Diese Plattform ist vollständig in Großbritannien verankert. Sie hat zwar Investoren weltweit, aber keinerlei betriebliche Verbindung ins Baltikum. Sollte es EU-weit Auswirkungen geben (SWIFT-Probleme, Börsenturbulenzen), wäre AxiaFunder ähnlich betroffen wie jede britische Firma, jedoch nicht spezifisch aufgrund einer Baltikum-Abhängigkeit.

Auswirkung auf mein Portfolio

Um nun für mich das Risiko zu bestimmen, habe ich nun einfach meine investierten Summen gegen das mögliche Ausfallrisiko gesetzt.

Plattform Investiert Ausfallgefährdet
Ventus Energy ca. 42.000 EUR ca. 42.000 EUR
Nectaro ca. 11.000 EUR ca. 0 EUR
Robocash ca. 20.000 EUR ca. 0 EUR
Income Marketplace ca. 15.000 EUR ca. 3.750 EUR
PeerBerry ca. 40.000 EUR ca. 20.000 EUR
Viainvest ca. 14.000 EUR ca. 8.000 EUR
HeavyFinance ca. 5.000 EUR ca. 3.750 EUR
Twino ca. 15.000 EUR ca. 1.500 EUR
Esketit ca. 14.500 EUR ca. 6.000 EUR
Fintown ca. 14.000 EUR ca. 0 EUR
Crowdpear ca. 9.500 EUR ca. 9.500 EUR
Mintos ca. 21.500 EUR ca. 4.500 EUR
Debitum ca. 20.000 EUR ca. 18.000 EUR
Capitalia ca. 6.500 EUR ca. 6.500 EUR
LANDE ca. 15.000 EUR ca. 12.000 EUR
Indemo ca. 10.000 EUR ca. 0 EUR
InRento ca. 14.000 EUR ca. 10.500 EUR
Bondora ca. 150.000 EUR ca. 45.000 EUR
Devon ca. 11.000 EUR ca. 11.000 EUR
Estateguru ca. 8.000 EUR ca. 4.000 EUR
Monefit SmartSaver ca. 12.000 EUR ca. 6.000 EUR
AxiaFunder ca. 7.000 EUR ca. 0 EUR
GESAMT ca. 475.000 EUR ca. 212.000 EUR

Von meinen ca. 475.000 investierten Euro, wären also lediglich ca. 212.000 Euro bzw. 40% gefährdet. Auf mein gesamtes investiertes Kapital sehe ich also lediglich 8-9% als gefährdet an. Ich hatte ein schlimmeres Ergebnis erwartet, als ich mit diesem Beitrag begonnen habe. Ehrlicherweise ist es mir prozentual zu wenig, um hier aktiv gegenzusteuern. Ich kann aber jeden verstehen, der das tun möchte. Beachte bitte auch, dass “ausfallgefährdet” nicht bedeuten muss, dass das Geld am Ende verloren geht. Aber möglicherweise ist es über Jahre blockiert, wir kennen das Spielchen mittlerweile zur Genüge.

Das alles ist, wie anfangs erwähnt, natürlich nur pure Spekulation. Es kann viel schlimmer sein, aber auch viel besser. Am Ende werden wir es hoffentlich nicht erfahren. Darüber nachdenken schadet aber nicht.

Lösungsmöglichkeiten

Wenn ihr euch mit eurem Investment im Baltikum unwohl fühlt, und das sagen viele eurer Kommentare aus, dann wäre die einfachste Möglichkeit, dies zu reduzieren, indem ihr euren Fokus vom Baltikum löst. Das könnt ihr aus meiner Sicht am einfachsten machen, indem ihr:

  1. Euer P2P Investment langsam in Aktien oder komplett andere Anlageklassen außerhalb des Baltikums umschichtet.
  2. Den P2P Fokus auf Plattformen ändert, die vielleicht nicht direkt an Russland grenzen bzw. außerhalb des Baltikums agieren.

Folgt ihr Option 2, dann findet ihr bereits unter den Plattformen, in die ich investiert bin, einige Möglichkeiten, wo ihr im Kriegsfall etwas besser aufgestellt seid. Nun gibt es aber noch eine weitere Tabelle mit Plattformen, die eventuell ebenfalls interessant sein könnten und ihren Fokus explizit nicht im Baltikum haben. Ob die Plattformen gut oder schlecht sind, wollen wir an dieser Stelle nicht bewerten, das müsst ihr dann selbst herausfinden.

Erweiterte Liste

Plattform Unternehmenssitz Kern-Standort Geografische Kreditverteilung Baltische Bankverbindungen Blockade-Risiko (Kriegsrecht) Gefährdeter Portfolioanteil (%)
Loanch Ungarn (bald Kroatien) Ungarn Überwiegend Asien Nein (polnische IBAN) Gering 0 %
Afranga Bulgarien Bulgarien Ausschließlich Bulgarien Nein (Lemonway, französische IBAN) Gering 0 %
Swaper Estland Spanien Überwiegend Spanien und Polen Ja, (estnische IBAN) Moderat 30 %
IUVO Group Estland Bulgarien Europaweit Ja, (Paysera, litauische IBAN) Moderat 10 %
Maclear Schweiz Schweiz Europaweit Nein, (finnische IBAN) Gering 10 %
SmartCrowd VAE VAE Ausschließlich VAE Nein, (VAE IBAN) Gering 0 %
Lonvest Kroatien Ukraine Ausschließlich Mexiko Nein, (GB IBAN) Gering 0 %

Fazit – kein Grund zur Panik

Auch wenn das Szenario eines russischen Angriffs auf das Baltikum beunruhigend klingt: Es gibt aus meiner Sicht aktuell keinen Grund zur Panik. Viele Plattformen haben Strukturen außerhalb der Region, arbeiten mit internationalen Partnern und vergeben ihre Kredite weltweit. Selbst bei einem Ernstfall wäre also nicht automatisch das gesamte Investment verloren – es käme vielmehr auf die Plattform, deren Backup-Strategie und die Position des jeweiligen Kreditnehmers an.

Trotzdem ist es sinnvoll, das eigene Portfolio im Auge zu behalten. Wer heute schon merkt, dass ihn die starke Konzentration auf baltische Anbieter unruhig schlafen lässt, sollte mittelfristig über Anpassungen nachdenken. Diversifikation – geografisch wie plattformbezogen – bleibt das A und O. Das bedeutet nicht, alles überstürzt umzuschichten, sondern bewusst Entscheidungen zu treffen.

Ich persönlich nehme aktuell keine Änderungen an meinem Portfolio vor. Die Erkenntnisse aus der Analyse beruhigen mich eher, als dass sie mich beunruhigen. Aber das ist meine individuelle Risikowahrnehmung – du musst deine eigene Entscheidung treffen. Ich hoffe mein Beitrag konnte euch dabei helfen, das Risiko für euch besser abzuschätzen.

Wie denkst du über die Gefahr eines russischen Angriffs auf das Baltikum und wie verhältst du dich in Sachen P2P? Ein Thema für dich oder nicht? Schreib es jetzt in die Kommentare!

Über den Autor

Lars WrobbelMoin! Ich bin Lars und schreibe auf diesem Blog schon seit 2015 über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P-Kredite. Ich habe zusammen mit Kolja Barghoorn auch das deutsche Standardwerk zum Thema geschrieben, welches auf mehreren Portalen zum Bestseller wurde und regelmäßig aktualisiert wird.

Darüber hinaus gibt es um den Blog auch noch Deutschlands größte P2P Community auf vielen verschiedenen Kanälen, auf der du dich mit tausenden von anderen Investoren austauschen kannst, wenn es mal schnell gehen muss. Wenn du mehr über mich und meine Arbeit erfahren willst, kannst du das auf meiner Über-Mich Seite tun.

Weitere Infos zu den aktiven P2P Plattformen

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2 Kommentare
  1. Piet sagte:

    Hi Lars

    Zu Ventus:
    Kraftwerke sind gern anvisierte Ziele, siehe Ukraine.
    Gerade WEIL sie Teil der kritischen Infrastruktur sind.
    Ich komme also zu einer genau entgegengesetzten Einschätzung was das Risiko betrifft.

    Antworten
    • Lars Wrobbel sagte:

      Nichtsdestotrotz werden sie immer wieder aufs neue repariert und ans Netz gebracht. Das wäre sicherlich auch hier der Fall. Aber am Ende… keiner weiß es.

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