Regulierung von P2P Krediten – Ein Blick ins Baltikum
Ein frohes neues Jahr und willkommen zum ersten Artikel in diesem Jahr. Da ich mich auf Reisen befinde und mit meinem Sohn auf dem Schneemobil die Gegend unsicher mache, übernimmt heute der P2P Hero mit einem spannenden Artikel das Ruder. Es geht heute um die Regulierung von P2P Krediten. Ein Thema was in letzter Zeit immer wieder für Diskussionsstoff sorgt und wo die wenigsten einen Durchblick haben. Der P2P Hero hat einmal die Details zusammengesammelt und einen objektiven Blick auf das Thema geworfen. Viel Spaß bei diesem Gastartikel!
Bitte beachte meinen Haftungsausschluss. Ich betreibe keinerlei Anlageberatung und spreche keine Empfehlungen aus. Auf nahezu allen P2P Plattformen, über die ich berichte, bin ich selbst investiert. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Entwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Entwicklungen! Alle Links zu den Investment-Plattformen sind in der Regel Affiliate/Werbe-Links (normalerweise mit * gekennzeichnet), bei denen du in der Regel Vorteile hast und ich eine kleine Provision verdiene.
Inhalte
Regulierung von P2P Krediten
Der P2P Markt ist an sich noch relativ jung, die ersten Plattformen in Kontinentaleuropa haben um 2008 ihren Betrieb aufgenommen. Neue Geschäftsideen sind oftmals so neu, dass noch keine Regeln und Gesetze dafür bestehen. Hier sind die neuen Firmen so wie auch der Regulator gefragt um ein Regelwerk zu erstellen, welches im Einklang mit den neuen Geschäftsideen ist. Das ist ein (teilweise) langwieriger Prozess, welcher von beiden Seiten einen offenen Austausch verlangt.
Manchmal verstoßen aber die neuen Geschäftspraktiken gegen geltendes Recht, und es ist nicht möglich die Gesetzgebung mit den neuen Ideen kompatibel zu machen. So geschehen im Fall von der litauischen Plattform Lenndy, welche von der litauischen Zentralbank letzten Endes keine definitive Geschäftserlaubnis erhalten hatte (bis dahin operierte man mit einer provisorischen Bewilligung). Hier war das Problem, dass in Litauen nur “echtes” P2P Lending (Schuldner und Gläubiger treffen sich direkt auf einer Vermittlungsplattform) und Crowdfunding erlaubt ist. Die ganze Buyback Geschichte, wo verbriefte Kredite (= bereits ausgegebene Kredite) an Investoren weiterverkauft werden, wurde von der litauischen Zentralbank untersagt. Und schon befinden wir uns in Lettland (wohin auch Lenndy emigriert ist).
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Lettland, der Hotspot für P2P Plattformen
Es ist kein Geheimnis, dass vor allem die Buyback Plattformen ihren Sitz in Lettland haben. Die dortige Regulation lässt diese Art der Finanzierung durch Investoren (noch) zu. Der Regulator schaut aber genau hin und hat immer mal wieder ein Wörtchen mitzureden. Habt ihr euch schon Mal gefragt, warum zum Beispiel Mintos seine Verträge, vor allem die lettischen, immer wieder anpasst? Das ist der Grund. Es ist ein Mythos, dass in Lettland keine Regulierung von P2P Krediten besteht. Es ist einfach vielmehr so, dass es erst Gesetzesentwürfe gibt, welche aber noch nicht bindend sind.
Der Regulator fordert immer mehr von den Plattformen und ist gemäß Aussagen eines mir bekannten Anwalts nicht stringent in seinen Forderungen. Dies hat zur Folge, dass sich die Plattformen in einem Dschungel von Anforderungen vorfinden, welche teilweise gegenläufig sind. Die meisten Plattformen (gemäß Aussagen des Anwalts) werden schlussendlich eine definitive Lizenz in Lettland erhalten, da sie es sich leisten können die Manpower für Rechtsfragen aufzubringen. Daher kamen seit Frühling 2017 kaum neue Plattformen in Lettland dazu. Einzig Peerberry hat vor einigen Wochen den Markteintritt gewagt. Dahinter steht die Aventus Group, ein erfolgreicher Kreditvermittler, welcher sich zutraut die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.
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Plattformen bewegen sich im regulatorischen Graubereich
Es ist aber auch so, dass sich die Plattformen im regulatorischen Graubereich bewegen und es jederzeit Gerichtsurteile geben kann, welche die Plattformen zu Maßnahmen zwingen. So geschehen mit den Hipocredit Krediten auf Mintos Ende August, welche alle auf einen Schlag zurückgekauft wurden. Es gibt einige Theorien dazu (nur gute Kredite zurückgekauft etc.). Fakt ist jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt ein lettisches Gericht entschieden hat, dass der Verkauf von Anteilen an Privatschulden an Privatinvestoren illegal sei. Und zwar aufgrund einer Anfrage seitens des Bankenregulators und einer Konsumentenschutzorganisation. Aus einem ähnlichen Grund wurden auch die lettischen Mogo Kredite neu strukturiert. Die lettischen Gerichtsurteile betreffen aber bis jetzt nur lettische Kredite, und Kreditvermittler, welche Kredite in Lettland anbieten. Auf andere Regionen hat die lettische Rechtsprechung aber keinen Einfluss.
Änderungen in Georgien beispielsweise haben aber dieses Jahr auch schon dazu geführt, dass Mintos reagieren musste (respektive die tangierten Kreditvermittler). Per 1. Januar 2018 passt sich die Regulation in Russland in einem Teilbereich der Privatkredite auch an, so dass hier Anpassungen notwendig werden. Du siehst, auf die P2P Plattformen kommt auch in Zukunft noch jede Menge Arbeit zu, was die Regulierung von P2P Krediten angeht. Ich möchte mit diesem Artikel keinesfalls Ängste schüren, aber ich finde man sollte die Rahmenbedingungen als Investor kennen. Es ist auch völlig normal, dass wenn man neue Geschäftsfelder auftut, der Regulator auf der Matte steht und seinen Auftrag wahrnehmen will. Regulation in gesundem Maße tut allen involvierten Parteien gut.
Estland als nächste Destination?
Im Baltikum bleibt uns noch Estland, welches bereits einigen P2P Plattformen als Heimat dient. Vor allem sind dies Immobilienplattformen wie Estateguru, Crowdestate und Bulkestate (welche in Lettland gegründet wurde, aber aufgrund der regulatorischen Anforderungen nach Estland gewechselt ist, da dort die Rahmenbedingungen für Immobilienplattformen perfekt sind). Es gibt noch weitere Plattformen, welche echtes P2P anbieten: Investly, Monestro, Bondora und Omahara als Beispiele. Was es bis vor kurzem nicht gab: Buyback Plattformen.
Lettische Buyback Plattformen hatten im Sommer bereits versucht mit den estnischen Behörden in Kontakt zu treten um mögliche Szenarien zu besprechen, wie man sich in Estland eine Lizenz verschaffen könnte. Der estnische Regulator hat jedoch geblockt, da nach estnischem Recht eine Plattform (wie Mintos, Swaper, Twino, Viventor etc.) nicht einem Kreditvermittler gehören darf (weder direkt noch indirekt). Daher hat man dieses Unterfangen begraben.
Es gibt sie aber doch, die Buyback Plattformen in Estland: Die Iuvo Group (hat seinen Sitz von Bulgarien nach Estland verlegt) ist in Estland ansässig und hat die benötigten Lizenzen (financial company und payment agent) erfolgreich erhalten. Wie das Setup hier ist, so dass es in Estland funktioniert, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Ich weiß jedoch, dass es eine weitere Plattform auch geschafft hat und per 1. Januar 2018 ihren Sitz von Lettland nach Estland verlegt. Es scheint also Wege zu geben für Buyback Plattformen auch in Estland Fuß zu fassen.
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Die zurückgehaltenen Zinsen
Was seit letztem Sommer in Litauen bereits völlig normal ist, wird in Lettland nur von Viainvest praktiziert: Der Zinsrückbehalt. Hier fragt man sich, warum tut Viainvest das und die anderen Plattformen jedoch nicht? Eine berechtigte Frage. Die Situation in Litauen ist klar: Zinsen von nicht in Litauen wohnhaften Investoren sind vom Steuerrückbehalt betroffen. Die litauische Zentralbank hat das so entschieden.
Und in Lettland? Auch für Lettland gilt eigentlich der Steuerrückbehalt für im Ausland wohnhafte Investoren. Dies ist aber scheinbar erst eine provisorische Regelung und die Plattformen sind nicht gezwungen einen Teil der Zinsen zurückzubehalten gemäß aktuellem Stand. Gemäß Infos meines Bekannten (Anwalt). So sehen es zumindest die Plattformen, die Behörden haben hier eine andere Auffassung. Bis diese Frage definitiv entschieden ist, werden die Plattformen in der Praxis so weitermachen wie bisher (Formular der Steueransässigkeit einholen, auf polnische Kredite Steuern zurückbehalten oder gar nichts von allem). Gemäß Auffassung des mir bekannten Anwalts macht es in Lettland einzig Viainvest korrekt in Bezug auf den Steuerrückbehalt. Es ist also damit zu rechnen, dass die anderen Plattformen über kurz oder lang nachziehen werden. Nur damit du vorbereitet bist 😉
Dann schau jetzt in meine P2P Plattform-Übersicht. Dort findest du weitere Informationen und / oder Artikel zu den Plattformen, auf denen ich investiere.
Fazit: Regulierung von P2P Krediten
Du siehst also, im Bereich P2P ist viel zu tun und noch mehr Bewegung drin. Mit der Zeit werden sich die Plattformen und die Regulatoren über alle Punkte einig werden. Bis dahin wird sich noch einiges ändern, es bleibt also spannend.
Gerne würde ich mit dir über die Regulierung von P2P Krediten diskutieren. Poste also Fragen in den Kommentaren, ich versuche alles in nützlicher Frist zu beantworten.
Der Artikel als Video
Beitragsbild: pixabay.com @ PublicDomainPictures (Creative Commons CCO)
Über den Autor
Moin! Ich bin Lars und schreibe auf diesem Blog schon seit 2015 über meine Erfahrungen beim Investieren in P2P-Kredite. Ich habe zusammen mit Kolja Barghoorn auch das deutsche Standardwerk zum Thema geschrieben, welches auf mehreren Portalen zum Bestseller wurde und regelmäßig aktualisiert wird.
Darüber hinaus gibt es um den Blog auch noch Deutschlands größte P2P Community auf vielen verschiedenen Kanälen, auf der du dich mit tausenden von anderen Investoren austauschen kannst, wenn es mal schnell gehen muss. Wenn du mehr über mich und meine Arbeit erfahren willst, kannst du das auf meiner Über-Mich Seite tun.
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Danke für die Aufbereitung. Es wäre ja auch überraschend, wenn in diesen Wachstumssektoren von Finanzinnovationen die Regulatoren komplett passiv blieben.
Umso wichtiger ist es, hier am Ball zu bleiben.
Und ich gebe dem Hobbyinvestor Recht: alles was uns hilft, diese innovativen Finanzprodukte rechtssicherer und transparenter zu machen, sollten wir aktiv unterstützen und begleiten.
Und Dir, Lars, wünsche ich natürlich auch weiterhin viel Spass im verschneiten Norwegen.
Viele Grüße
Andreas
Hi Andreas,
besten Dank für deinen Kommentar. So siehts aus. Das Thema wird von Jahr zu Jahr etablierter und die Regulatoren kommen nicht umhin sich darum zu kümmern.
Viele Grüße
Lars
Moin,
gute Arbeit vom P2PHero ?
Schöne Zusammenstellung der Thematik. Ich bin auch gespannt, was 2018 alles passieren wird.
Vor allem im Bereich der Steuereinbehaltung!
Ich finde es aber sehr positiv, dass die Regierungen da aktiv werden und versuchen die Geschäfte transparenter, rechtssicherer und hoffentlich generell sicherer für uns Anleger machen.
Und Lars, viel Spaß mit dem Schneemobil ?? & einen schönen Urlaub
Schöne Grüße
Sebastian
Moin Sebastian,
ja, das Jahr wird sicher wieder richtig interessant werden 🙂 Ich sehe das aber auch durchweg positiv und wenn man im Bereich der Kryptos unterwegs ist (kennste ja inzwischen selbst) weiß man, es geht auch wesentlich schlimmer und chaotischer 😀
Viele Grüße
Lars